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1986 - 'Das Glas Wasser'

1986 - Das Glas Wasser

--> Artikel zum 25-jährigen Jubiläum der Taunusbühne (jpg - 326 kB)

WIESBADENER KURIER MONTAG, 11. AUGUST 1986
Hohenstein
Lady Adenauer spricht Kölsch
„Das Glas Wasser" zum Jubiläum
Zum 25jährigen Bestehen der „Taunusbühne" Bad Schwalbach wird wieder auf der Burg Hohenstein gespielt. Und wie! Wahrlich jubiläumsreif ist die Inszenierung, die in dem romantischen und weitgehend sanierten Burggemäuer geboten wird. Davon konnten sich bei der Premiere zahlreiche Besucher und Ehrengäste überzeugen.
Joannes Lill als Direktor der hessischen Staatsbäder, der die Schirmherrschaft über die Jubiläums-Spielzeit übernommen hat, wünschte den weiteren Vorstellungen vor allem gutes Wetter. Darauf ist das Amateur-Theater vor allem angewiesen, wird auf der Burg Hohenstein doch unter freiem Himmel gespielt. Das gibt dem Lustspiel „Das Glas Wasser" zugleich seinen besonderen Reiz. Und da die Handlung in absolutistischen Zeiten spielt, bilden die alten Mauern stilvolle Kulissen dafür.
Das Lustspiel von Eugene Scribe in der Neufassung von Helmut Käutner hat keineswegs Patina angesetzt. Hoch aktuell sind die Charakteristiken politischer Verhältnisse und Beziehungen, bei denen es um Ränkespiel und Intrigen geht. Im Vordergrund steht die Frage Krieg oder Frieden, die letztlich im guten Sinne beantwortet wird.
Die Handlung am englischen Hof zu Zeiten der Erbfolgekriege in Europa spielt sich im Jahre 1710 ab. Der Viscount of Bolingbroke und die Herzogin von Marlborough stehen sich im politischen Zweikampf gegenüber, um die Königin für ihre jeweiligen Pläne zu gewinnen. Der adeligen Dame geht es darum, den Krieg gegen Frankreich weiterzuführen, woran vor allem ihr Mann, der Feldmarschall, interessiert ist.

1986 - Das Glas Wasser
1986 - Das Glas Wasser


Ihr Gegenspieler denkt wohl auch an seine persönlichen Interessen. Doch macht er bei seinem Eintreten für den Friedensschluß mit Frankreich bemerkenswerte Aussagen über die Kosten des Krieges und wer dessen Folgen zu tragen hat. Dazu gehören Feststellungen über die Opfer sinnloser Schlachten in der Bevölkerung und die Verwendung von Rüstungsgeldern, die in private Taschen fließen.
Das Spiel um die eigentlich große Politik ist von dem Autor geschickt in private Verhältnisse und Auseinandersetzungen gekleidet worden. Zwei vornehme Damen streiten sich um die Gunst eines strammen Fähnrichs der Garde. Der wiederum ist in eine Schmuckverkäuferin verliebt, die bei ihrer neuen Stellung am Hof den gesunden Menschenverstand und das Empfinden einfacher Leute einbringt. Nach dem Motto, wonach kleine Ursachen große Wirkungen erzeugen, spielt ein Glas Wasser die wesentliche Rolle bei dem glücklichen Ausgang des Stücks.
Mit dem Flugkapitän Michael Klatte hatte die „Taunusbühne" einen ihrer früheren Akteure („Das Wirtshaus im Spessart") gewonnen, der erstaunliche Fähigkeiten zutage förderte. Zunächst inszenierte er „Das Glas Wasser" voller Feinheiten, Gags und aktuellen Anspielungen. So tauchte eine Lady Adenauer auf, die kölsch parlierte. Statt eines würdevollen Butlers agierte die Schwankfigur des Thankmar Stamm in dieser kleinen, doch äußerst witzigen Rolle.
Michael Klatte selbst gab den Viscount of Bolingbroke, um durch sein souveränes Spiel alle anderen Akteure sichtbar mitzureißen. Ausdrucksstark und voller Ironie wurde diese Hauptrolle gemeistert, ohne die anderen Schauspieler an die Wand zu drängen. Gut auch in ihrer Zerrissenheit zwischen Gefühl und Raison die Königin der Grudrun Pfeiffer.
Rosemarie Haas verkörperte äußerst sicher die Rolle der Herzogin von Marlborough. Jürgen Schmidt gab einen zugleich naiven wie lebendigen Fähnrich ab. Überzeugend in ihrer Liebe die Abigail der Barbara Creuzburg. Gewandt im Auftreten der von Gerhard Huiffner dargestellte französische Gesandte.
Viele Helfer des Ensembles hatten für ein stilvolles Bühnenbild und schmucke Kostüme gesorgt. nS

1986 - Das Glas Wasser
1986 - Das Glas Wasser


Montag, 11. August 198ß
WIESBADENER TAGBLATT
Ein Lustspiel wird zur Posse
Stück von Eugene Scribe bei den Hohensteiner Burgfestspielen
Nach vierjähriger Pause erhob sich am Wochenende erstmals wieder der imaginäre Vorhang auf der Freilichtbühne der Burg Hohenstein. Die Taunusbühne Bad Schwalbach beging mit der Premiere ihres diesjährigen Stückes ihr 25. Vereinsjubiläum. Das Laientheater erkor dazu Eugene Scribes bürgerliches Lustspiel „Das Glas Wasser", ein Stück, das der Taunusbühne schon bei seiner ersten Inszenierung im Jahre 1969 einen Erfolg beschied. Im Vorwort zur Festschrift des Vereins zog der Bürgermeister von Bad Schwalbach gar Schiller und Hugo von Hofmannstahl heran, um sein kulturelles Bewußtsein zu dokumentieren, und so konnte man sich scheinbar auf einen Abend kultureller Blüte gefaßt machen.

1986 - Das Glas Wasser
1986 - Das Glas Wasser


Daß diese Erwartung gründlich enttäuscht wurde, lag sicherlich nicht an den Laiendarstellern, die ihre Texte brav gelernt hatten und ihre schauspielerischen Möglichkeiten wohl ausschöpften. Michael Klatte in seiner Doppelfunktion als Regisseur und Darsteller des Henry St. John, Viscount of Bolingbroke, erledigte beide Aufgaben mit viel Engagement und Hingabe, ohne jedoch der Versuchung widerstehen zu können, seine Rolle zu sehr in den Vordergrund zu spielen, was die Blaßheit der beiden eigentlichen Hauptfiguren, der Königin von England und der Herzogin von Marlborough, dargestellt durch Gudrun Pfeiffer und Rosemarie Haas, noch mehr betonte.
Jürgen Schmidt gestaltete seine Rolle als Fähnrich der Garde, Arthur Masham, mit zu großer Geste und drohte ein um das andere Mal ins Klamottenhafte abzurutschen, während Barbara Creuzburgs brave Schüchternheit sicherlich nicht nur an ihrer Rolle als Braut Abigail des von zwei hochstehenden Damen umgarnten Fähnrichs lag. Den nettesten Eindruck auf der Bühne hinterließ da eigentlich noch Thankmar Stamm in der Rolle des Butlers Ihrer Majestät, der mit seiner Ruhe und Souveränität die Sympathien des Publikums erntete.
Die ganze Aufführung krankte ganz einfach an dem schwachen Stück, das an sprachlichen und inhaltlichen Plattheiten in nichts zu überbieten war und dessen possenhafter Charakter dem Abend einen sehr provinziellen Anstrich verlieh, den er so vielleicht gar nicht verdient hätte. Leider war sich Michael Klatte auch nicht zu schade, das ohnehin schon schlechte Stück durch gezwungen wirkende humoristische moderne Einschübe zusätzlich zu belasten, so das sich spätestens nach dem ersten Akt die Frage nach dem Sinn des Treibens auf der Bühne stellte. Nicht nur die Antwort auf diese Frage blieb die Taunusbühne schuldig. ubu

1986 - Das Glas Wasser
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WIESBADENER TAGBLATT
Samstag/Sonntag, 16./17. August 1986
„Ungerechte Kritik"
„Müssen wir uns immer so schwer tun mit dem Leichten ?" fragt Monika Pampuch, Wiesbaden, die zu der Kritik „Ein Lustspiel wird zur Posse" (WT vom 11. 8.1986) wie folgt Stellungbezieht:
„Ich bin kein Mitglied der Taunusbühne, sondern nur für die musikalische Gestaltung engagiert, so daß ich mich als Außenstehende betrachten kann. Ich habe bei den Proben im Sommer miterlebt, wie an jeder Kleinigkeit liebevoll gearbeitet wurde, wie die Darsteller (es sind ja Laien, die tagsüber einem anderen Beruf nachgehen) in ihre Rollen hineinwuchsen, wie bei jeder Szene, jeder Geste gefragt wurde: ist es so richtig? Jeder machte sich Gedanken und wurde angehört. Dabei konnte man eine Teamarbeit miterleben, wie heute nur selten. Oft wurden aber auch Fachleute zu Rate gezogen. Zum Lohn durften wir dann erleben, wie das Publikum von Anfang an mitging und Beifall spendete. Davon hatten wir zwar ein bißchen geträumt, aber wie alle selbstkritischen Leute waren wir doch mehr von Zweifeln geplagt
Nun eine solche ungerechte Kritik! Die fing schon mit der hochmütigen Ablehnung des Stückes an, für das sich in der Vergangenheit die größten Darsteller nicht zu schade waren. Was wäre so schlimm daran, wenn das Lustspiel zur Posse geworden wäre? Der Brockhaus nennt unter Posse u. a. Nestroy, Nieber-gall und Brecht. Lustspiel oder Posse, beide wollen die Menschen für ein paar Stunden erheitern. Müssen wir uns immer so schwer tun mit dem Leichten?"

1986 - Das Glas Wasser
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