Bisherige Produktionen
 

2004 - 'Die Prinzessin und der Schweinehirt' (nach Hans Christian Andersen, bearbeitet von Ines Ernst)

Stückbeschreibung

Das Märchen von der Prinzessin und vom Schweinehirten lebt vom Reiz der Gegensätze. Wirklichkeit und Wunder, Natürliches und Künstliches, Klugheit und Dummheit, scheinbare Standesunterschiede in der Person der Prinzessin und dem vermeintlichen Schweinehirten werden gegenübergestellt und in einen wirkungsvollen Zusammenhang gebracht. Die Bearbeitung von der Regisseurin Ines Ernst verspricht - anders als bei H. Chr. Andersen - ein harmonisches Finale. Die selbstbewusste Prinzessin Katharina wird mit Prinz Sebastian nach seiner turbulenten Werbung glücklich.

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2004 - Die Prinzessin und der Schweinehirt -
Nadine Benedetto und Jannick Müller

Aar-Bote vom 22.11.2004

Barocke Opulenz auf der Kurhaus-Bühne

Aar-Bote vom 22.11.2004
BAD SCHWALBACH "Die Prinzessin und der Schweinehirt" heißt das diesjährige Weihnachtsmärchen der Taunusbühne, das am Samstag Premiere hatte.

Von unserem Mitarbeiter Thorsten Stötzer

Das Premierenpublikum gibt sich salopp. Ausgelassen spielen die jungen Zuschauer Nachlaufen auf dem edlen dunklen Parkett des Bad Schwalbacher Kurhauses. Rittlings knien sie auf den gepolsterten Stühlen, um sich mit den Sitznachbarn zu unterhalten. Als wie in der Schule ein Gong ertönt und das Licht herunter gedreht wird, kehrt Ruhe ein.

Doch bald nachdem sich zum ersten Mal der Vorhang geöffnet hat, lachen die Kinder laut auf: "Der König geruht zu schlummern" und macht dabei ein sehr komisches Gesicht. Noch oft gibt es etwas zu lachen beim Weihnachtsmärchen "Die Prinzessin und der Schweinehirt", das die Taunusbühne Bad Schwalbach bis Weihnachten an jedem Samstag und Sonntag im Kurhaus spielt.

Regisseurin Ines Ernst hat bei ihrer ersten Inszenierung aber nicht nur Wert auf gute Unterhaltung gelegt. Die vielen Erwachsenen, die ihre Söhne, Töchter und Enkel begleiten, sollen auch zum Nachdenken animiert werden. Gesellschaftskritik durchzieht das Stück, das auf einem Märchen des dänischen Dichters Hans-Christian Andersen basiert. Nicht alles läuft so ab wie in Omas dickem Märchenbuch.

Der König (dargestellt von Hans Haas) besitzt eine ausgesprochen soziale Einstellung. Als der Schweinehirt krank wird, zeigt er sich als fürsorglicher Arbeitgeber und lässt für eine gute Behandlung sorgen. Auch gegenüber Anna (Nadine Benedetto), der Enkelin des Hirten, verhält er sich sehr gütig.

Seine Tochter Prinzessin Katharina (Sabine Müller) will der König allerdings ganz altmodisch verheiraten. Die rebelliert gegen die Bevormundung und beharrt auf ihr Selbstbestimmungsrecht, ohne dass sie diesen Begriff ausdrücklich in den Mund nimmt. So nimmt die Geschichte ihren Lauf, Prinz Sebastian (Christian Müller) beginnt um sie zu freien und alles führt zu einem guten Ende.

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2004 - Die Prinzessin und der Schweinehirt -
Szenenfoto

Der Prinz tritt anfangs als ein rechter Casanova im Samtanzug und mit Pferdeschwanz auf und will mit Fechtübungen imponieren. Dann übernimmt er die vakante Stelle des Schweinehirten, um zu demonstrieren, dass er kein "Weichei" ist - alles für die schöne Prinzessin Katharina. Deren arme Freundin Anna hätte gerne die Probleme der Königstochter. Sie plagen eher materielle Sorgen, ideelle Werte wie die Selbstbestimmung sind für sie nachrangig. Das Sein bestimmt also auch im Märchen das Bewusstsein.

Die Hauptdarsteller hegen allesamt keine Dünkel und streben keine soziale Distanz zum "einfachen Volk" an. Aber nicht nur Sympathieträger bestimmen die Aufführung. Die Hofdamen (Lisa Scholz, Fabienne Neuendorf, Nina Termin, Lea Hiller) erfüllen zum Beispiel voll das Klischee von den albernen, eingebildeten und verwöhnten Zicken. Es wird wieder viel gelacht, wenn sie mit ihren "hofdämlichen Beinen", die Röcke hoch geschürzt, zwischen den Schweinen umherstelzen.

Barocke Opulenz prägt des gesamte Theaterstück, die Helferinnen der Taunusbühne haben nicht gespart an Puder, Spitzenkrägen, Seidenkleider und Lockenperücken. Sehr vornehm präsentiert sich auch der Hofmarschall (Hubert Führer), der aber so trottelig ist und alles verwechselt, dass ihn die Kinder im Publikum ständig korrigieren müssen - mit mäßigem Erfolg. Die absoluten Lieblinge der Zuschauer sind aber die Jungen und Mädchen, die buchstäblich in die Rolle der Schweine geschlüpft sind und in rosa Strampelanzügen die Bühne bevölkern.

Wiesbadener Kurier vom 24.11.2004

Das ganze Kurhaus zählt die Küsse

Wiesbadener Kurier vom 24.11.2004
Taunusbühne präsentiert kindgerechtes Weihnachts-Liebesmärchen mit rosa Schweinchen

Von Kurier-Redakteur Martin Schirling

BAD SCHWALBACH Weihnachtsmärchen, Taunusbühne. Mit diesen zwei Begriffen verbindet sich herausragende Unterhaltung für die ganze Familie in der Vorweihnachtszeit. Diesmal hat die Taunusbühne "Die Prinzessin und der Schweinehirt" auf die Kurhausbühne gebracht.

Es ist wie in jedem Jahr. Kurz vor 15 Uhr schwärmen aus allen Richtungen die Besucher zum Bad Schwalbacher Kurhaus. Aufgeregtes Geschnatter bei Kindern, ein letzter Kuss von Mama oder Papa, denn viele der Kinder haben einen Platz in den ersten acht Reihen, diese sind traditionell bei der Taunusbühne ausschließlich dem Nachwuchs vorbehalten. Die Eltern nehmen in den hinteren Reihen Platz.

Vorhang auf. Die Geschichte von der Prinzessin und dem Schweinehirten nach Hans-Christian Andersen ist schnell erzählt. Prinzessin Katharina (Sabine Müller) soll heiraten. Doch die denkt gar nicht daran, sich vom Vater und König (Hans Haas) den Ehemann auswählen zu lassen. Die stolze Tochter will sich ihren Ehemann lieber selbst aussuchen. Und so hat der smarte Prinz Sebastian (Christian Müller) nicht einmal den Hauch einer Chance, an die Angebetete heranzukommen. Da trifft es sich gut, dass der herrlich blasierte Hofmarschall (Hubert Führer) und die ewig tratschende Gräfin (Marit Wienzek) eine Vertretung für den erkrankten Schweinehirt des Königs suchen. Des Hirten Enkelin Anna (Nadine Benedetto) ist nämlich mit der Prinzessin befreundet und wird von der ab und an besucht. Sebastian ergreift die Chance, wird Schweinehirt und lernt die Prinzessin kennen. Gelingt es ihm, deren Herz zu erobern?

Mit der Inszenierung von Ines Ernst hält die Taunusbühne an bewährten Konzepten fest. Liebevolle Bühnenbilder, prachtvolle Kostüme, viele Kinder auf der Bühne. Diesmal als siebenköpfige Schweineherde, wild zwischen den Akteuren hin und her tollend, auf Pfiff der Schweinehirtin Anna auch schon mal die hochnäsigen Hofdamen, herrlich affektiert gespielt von Lisa Scholz, Fabienne Neuendorf und Lea Hiller, mit "Schweinegeruch" besudelnd, oder zum Spiel von Prinz Sebastian tanzend.

Da kommt Freude im Publikum auf, wird reichlich für das Auge auch der ganz kleinen Zuschauer geboten. Das ist auch nötig, denn "Die Prinzessin und der Schweinehirt" setzt zum Verständnis schon ein gewisses Alter der Zuschauer voraus. Spaß am Verfolgen des Geschehens auf der Bühne haben natürlich auch die ganz Kleinen, richtig verständlich wird es aber erst für Kinder im Schulalter. Und die haben richtig ihre Freude, kichern und gackern, wenn der Prinz schmachtend um die Prinzessin wirbt. Oder wenn des Prinzen Knappe Johannes, mit Sonderapplaus bedacht und gespielt von Jannik Müller, sich unsterblich in die Schweinehirtin Anna verliebt, seinen eigenen Herren in der Rolle des Schweinehirten nicht erkennt und diesem kumpelhaft die Schulter klopft.

Richtig zur Sache geht es immer dann, wenn das Publikum ins Spiel mit einbezogen wird. Wie ein Donnerhall klingt dann das Mitzählen der Küsse der Prinzessin für den Schweinehirten durch das Kurhaus.

Eine rundum gelungene Inszenierung der Taunusbühne, die in diesem Jahr auch erstmals im zeitlichen Rahmen bleibt. Eindreiviertel Stunden mit Pause sind auch für die jüngeren Zuschauer gut zu meistern, die Unruhe zum Ende der teilweise sehr langen Stücke der Vorjahre bleibt bei "Die Prinzessin und der Schweinehirt" aus.